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Einführung in die irische Sprache: Gaeilge
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Die irische Sprache hat sich direkt aus jenen keltischen Idiomen entwickelt, welche sich
fast ohne römischen Einfluss auf der Insel relativ selbständig entwickeln konnten.
Im Laufe der englischen Kolonialzeit und gerade in den letzten zwei Jahrhunderten vor der Unabhängigkeit
des Irischen Freistaats wurde das Irische schließlich in einige wenige unzugängliche Gebiete
im Westen der Insel zurückgedrängt. Trotz der starken Förderung der Sprache im unabhängigen
Irland (Irisch ist offizielle Staatssprache neben Englisch) blieb Irisch als Umgangssprache auf einige wenige
Gaeltachtaì (irischsprachige Gebiete) und eine gebildete Diaspora in den Städten beschränkt.
Heute
zeigt sich jedoch eine verstärkte Hinwendung der Bevölkerung zum irischen Erbe - es gibt eine sehr
große Zahl von Kindergärten und Schulen, in denen Irisch als Unterrichtssprache verwendet wird.
Nach der aktuellsten Volkszählung von 2021 wurden mehr als 1,8 Mio. Sprecher (41,4 % der Gesamtbevölkerung)
registriert. In den sogenannten Gaeltachtaì lebten 66.238
gälischsprachige Personen (69,5 % der lokalen Bevölkerung), von denen die Mehrheit Irisch
als Umgangssprache verwenden. In Nordirland wurden 2021 darüberhinaus über 104.943
Irischsprechende (6,05 % der Gesamtbevölkerung) verzeichnet, insbesondere in den
katholisch geprägten Distrikten. Mit Wirkung vom 1. 1. 2007 wurde Irisch-Gälisch endlich auch
offizielle Arbeitssprache der EU.
Sprachliches
Mindestens so früh wie 600 v. Chr. hatte die keltische Kultur vom europäischen Festland die Insel Irland erreicht. Erste Zeichen der Sprache sind aus dem 4. Jh. v. Chr. durch Inschriften in Ogham-Zeichen überliefert. Zu diesem Zeitpunkt wies die Sprache bereits Kennzeichen des goidelischen Sprachenzweiges des Keltischen auf. Sie unterschied sich von der auf der Nachbarinsel (und in Gallien) gesprochenen brythonischen Variante u.a. durch die häufige Verwendung des Anfangsbuchstaben "C" anstatt eines "P" (Beispiel: Irisch ceathar und Walisisch pedwar für die Zahl "vier"). Anders als seine keltischen Brudersprachen auf der Britischen Hauptinsel wurde das Irische kaum vom lateinischen Einfluss und die Kultur der Römer inspiriert. Auch sind von frühen Formen des Gaeilge (Old Irish genannt) einige der frühesten Literaturquellen überliefert von allen Sprachen nördlich der Alpen.
Irisch ist die Mutter auch der beiden anderen goidelischen keltischen Sprachen (Schottisch-Gälisch und Manx), die erst relativ spät ihre eigenen Entwicklungen nahmen. Langezeit wurde im Irischen ein eigenes Schriftalphabet verwendet, das hier und da noch in alten Inschriften und natürlich in älterer Literatur zu finden ist. Mit der Übernahme des lateinischen Alphabets wurde diese Tradition obsolet. Dies hatte (neben vielen offensichtlichen Vorteilen) auch zur Folge, dass die früher durch einen Punkt über dem jeweiligen Konsonanten angedeutete Lautwandlung durch das Nachstellen eines "h" ersetzt werden musste. Dies führte naturgemäß zu länglicheren Schriftzügen und für Laien unaussprechbaren Wörtern. Es gibt drei Hauptdialekte des Irischen: An Mhumhain (Munster) im Südwesten, Connachta (Connaught) im Westen und Ulaidh (Ulster) im Norden.
Details zur Orthographie, Aussprache und anderen grammatikalischen Besonderheiten des Irischen sind (in englischer Sprache) sehr gut unter
Omniglot und
Wikipedia beschrieben. Die deutschsprachige Version von
Wikipedia ist nicht identisch und komplementär.
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Geschichte
Die goidelische Sprache Irlands konnte sich jahrhundertelang ohne großen äusseren Einfluss weiterentwickeln. Dies war in starkem Gegensatz zu den Kelten Britanniens, die zuerst durch Römer und später durch Germanen entscheidend beeinflusst wurden.
Eine sehr schöne und umfassende Darstellung der Geschichte der irischen Sprache wird von der Irischen Botschaft vorgelegt. Es sei an dieser Stelle auf eine sehr ausführliche
Darstellung hingewiesen.
Seit 1973 hat sich ein dramatischer Anstieg in der Zahl der gälischsprachigen Grundschulen
Gaelscoileanna ergeben, wie auch einer eindrucksvollen
Grafik
zu entnehmen ist.
Im Rahmen des "Good Friday Agreements" wurde dann auch eine gemeinsame Organisation zur Förderung der irischen Sprache auf der ganzen Insel aus der Taufe gehoben:
Foras na Gaeilge. In der Volkszählung von 2021 wurden in Nordirland 119.052 Sprecher der irischen Sprache (6,5 % der Gesamtbevölkerung) gezählt.
Census (Volkszählung)
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Zahl der Irisch-Sprecher
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1861 1871 1881 1891 1901 1911 1921
1926 1936 1946 1961 1971 1981 1986 1991 1996 2002 2006 2011 2016 2022
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1,077,087 804,547 924,781 664,387 619,710
553,717 543,511 540,802 666,601 588,725 716,420 789,429
1,018,413 1,042,701 1,095,830 1,430,205 1,570,894 1,656,790 1,774,437 1,761,420 1,873,997
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Gaeilge: Anzahl der Sprecher im Gebiet der Republik Irland lt. Census von 1861 bis 2022
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Conamara (Connemara) war eines der wenigen Rückzugsgebiete der irischen Sprache, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts verblieben waren
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Gegenwart
Momentan befindet sich das Irische stark im Umbruch. Nachdem die Bestimmungen für den kontraproduktiven "Zwangsunterricht" an Schulen sowie für die einst obligatorischen Sprachtests bei Bewerbungen im staatlichen Dienst gelockert wurden, entwickelte sich ein steigendes Wohlwollen der Bevölkerung gegenüber dem Irischen. Das erhöhte Selbstbewusstsein der Irisch-Sprechenden zeigt sich derzeit auch in den Bemühungen, Irisch als offizielle Sprache in der EU anerkennen zu lassen. Zu Zeiten des Beitritts wollte die irische Regierung damit nicht die Verhandlungen belasten - so ändern sich die Zeiten. Besonders rasant hat sich die irische Schullandschaft verändert. Im Jahre 2022 gab es bereits 293 irischsprachige Grundschulen inklusive davon 35 in Nordirland. Auch die irischsprachigen Vorschulgruppen zeigen ein großes Wachstum, wobei die mehr als 80 Naíonra in der Gaeltacht etwa 1.000 Kinder betreuen. Gerade auf ihnen lastet ein großer Teil der Hoffnung der Sprachenthusiasten.
Seit Frühjahr 2005 ist das neue Sprachgesetz in Kraft getreten. Es regelt u.a. auch die Verwendung der irisch-gälischen Sprache auf Wegweisern und an öffentlichen Gebäuden. In der Gaeltacht ist jetzt einsprachige Beschilderung Pflicht; im übrigen Irland muss zweisprachig ausgeschildert werden. Es bewegt sich derzeit wirklich viel in der irischen Sprachpolitik. So ist der
Jahresbericht 2022 des
An Coimisinéir Teanga (Sprachombudsman) insbesondere sehr kritisch gegenüber der bisherigen Bildungspolitik und ihrer augenscheinlichen Unfähigkeit, fließend Irisch sprechende Schüler hervorzubringen. Das Geld könnte effektiver eingesetzt werden - der altmodische Unterricht hat jedenfalls nicht die erhoffte Wirkung gezeigt.
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Zukunft
Nimmt man einmal die Anzahl und Intensität der Aktivitäten zum Maßstab, die sich neuerdings für den Erhalt des Irischen einsetzen, so sind die Vorzeichen für Gaeilge in Irland so positiv wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Allerdings ist natürlich nicht zu übersehen, dass das Überleben (oder gar die Weiterentwicklung) als normaler Umgangssprache in geschlossenen Sprachgebieten immer noch auf wackeligen Beinen steht. Jedenfalls haben die Iren alle Freiheit, sich dieser Herausforderung zu stellen. Die anderen keltischen Sprachgemeinschaften können davon nur träumen; vielleicht kommen die Waliser diesem Traum noch am nächsten.
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Weitere Informationen
Die irische Sprache ist derzeit präsenter im Leben und in der Verwaltung des Landes als in vielen Jahrhunderten zuvor. So sind viele offiziellen Internet-Seiten des irischen Staates zweisprachig und man kann relativ leicht neueste Informationen über die Entwicklung der irischen Sprachgemeinschaft erhalten. Einige spezielle Adressen seien aber nachstehend explizit aufgeführt.
Informationen zu irischsprachigen Schulen sind bei
Gaelscoileanna zu erhalten. Generell Belange der Gaeltacht werden von der entsprechenden Regierungsorganisation
Údarás na Gaeltachta vertreten. Künstlerische Aktivitäten in den irischsprachigen Gebieten organisiert u.a.
Ealáin na Gaeltachta.
Darüberhinaus hat jetzt Foras na Gaeilge die Federführung für die Förderung des Irischen in beiden Teilen der Insel.
Tipps für Sprachschüler sind in unserer Rubrik Lernen enthalten.
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